Vor ein paar Wochen hat es mich in die Gemeinde Hürtgenwald verschlagen. Ein längst überfälliger Besuch bei meinem Stammlabor für Film-Entwicklung und Digitalisierung: MeinFilmLab von Jörg Bergs. Über den Kollegen Steffen Böttcher bin ich damals auf den Service von MeinFilmLab aufmerksam geworden und schicke inzwischen jeden meiner Filme mit der Post dorthin. Jetzt hab ich Jörg und sein Team endlich mal besucht.

Vom Hobby zum Beruf

Angefangen hat alles vor mehr als 10 Jahren. Jörgs Leidenschaft für die Fotografie brachte ihn auch zurück zur Analogfotografie. Weil ihm die Qualität der aussterbenden Filmlabore nicht mehr reichte, schaffte er sich kurzer Hand selbst einen Scanner an und begann seine Filme nach der Entwicklung selbst zu digitalisieren. Anfangs nur für sich, dann für Freunde und irgendwann dachte er, warum bietet er das Ganze nicht auch als Service im Web an. Gesagt getan. Heute klingt das alles wie die logische Konsequenz. Doch was damals geschah, hätte sich Jörg nicht im Traum vorstellen können. Immer mehr Liebhaber der Analogfotografie schickten ihm aus der ganzen Nation ihre Filme. Zu viel für einen Menschen allein.

Also zog das anfängliche Nebenprojekt aus Jörgs Keller in ein eigenes Gebäude. Aus einem Nebenjob wurde ein neuer Beruf und Jörg kündigte seinen alten Job. Inzwischen arbeiten drei weitere Mitarbeitende neben Jörg bei MeinFilmLab. Mehr als zwanzigtausend Filme entwickelt „Mein Film Lab“ heute ihm Jahr. Für Profis, Hobbyfotografen und Romantiker der Analogfotografie. Eine wahnsinnige Geschichte in der Zeit der Digitalisierung.

Eine beeindruckende Qualität

Auch wenn die Konkurrenz in den letzten Jahren gewachsen ist, ich bin Mein Film Lab treu geblieben und das hat einen einfachen Grund: Eine beeindruckende Qualität. Dank des vier bis Sechsaugen Prinzips bei Mein Film Lab ist jeder Scan so unfassbar sauber, dass ich mit den gelieferten Dateien gar nichts mehr machen muss, sondern sie direkt verwenden kann. Für meine Bildbände zum Beispiel. Oder diesen Blog. Mein Portfolio oder die sozialen Netzwerke.

Richtig gemerkt habe ich das, als ich letztes Jahr doch mal einen Mittelformat-Film selber Einscannen musste. Egal, wie viel ich gepustet, gewischt und gesäubert hatte. Der Unterschied in meinen Scans zu den bisher von MeinFilmLab gewöhnen Scans war größer als der Unterschied zwischen Tag und Nacht.

Endlich dort gewesen, wo die Magie passiert

Kein Wunder also, dass ich mich sehr auf meinen Besuch gefreut habe. Nach 5 Jahren endlich mal dort zu sein, wo die Magie passiert. Das Team von Mein Film Lab persönlich kennengelernt, die Lagerräume, Scanner und Entwickler endlich mit eigenen Augen gesehen und mich selbst nochmal darin bestätigt, warum ich glücklich bin mit diesem Labor arbeiten zu können. Es ist die Liebe zum Detail und die Liebe zur Analogfotografie die bei MeinFilmLab zusammenbringt, was zusammengehört. Es ist nicht hipp und nicht modern. Aber ist ehrlich und irgendwie romantisch mit seinen vielen kleinen Details. Irgendwo in einer alten Metzgerei mitten in Hürtgendwald am Arsch der Heide. Sorry. Am Arsch der Eifel 😉

Keine einzige schlechte Erfahrung

Trotz der unzähligen Rollen an Film, die sich bisher von Köln auf den Weg nach Hürtgenwald gemacht haben, habe ich übrigens bisher keine einzige schlechte Erfahrungen gemacht mit MeinFilmLab. Noch nie, ist ein Film in der Post oder beim Lab verloren gegangen. Noch nie habe ich länger als 10 Tage ohne Express-Zuschlag auf meine Ergebnisse gewartet und noch nie war ich unzufrieden mit der Qualität der gelieferten Dateien. Bisher lasse ich mir zwar noch jeden einzelnen Auftrag per Post zurückschicken, doch das wird sich jetzt ändern.

In seinem gut gekühlten Lagerraum, dem alten Kühlraum der Fleischerei, gibt’s aktuell nämlich wieder Lagerplätze. Für ein paar Euro im Jahr kann man dort seine eingeschickten Filme bis zum Jahresende einlagern lassen und bekommt sie zum Jahreswechsel von Mein Film Lab zurück geschickt. Das spart in meinem Fall ziemlich viel Porto.

Als ich bei Mein Film Lab angefangen habe, waren alle Lagerplätze ausgebucht. Jetzt, seitdem auch Fotoabzüge bei MeinFilmLab bestellt werden können, sind endlich wieder Lagerplätze frei. Die Chance werde ich nutzen 🙂

Eine Frage der Einstellung. Qualität kommt mit den Details

Wer mich kennt weiß, dass ich zwar ein Nerd und Techie bin, aber mich ungern in technischen Details verliebe. Umso mehr hat mich aber folgende Randgeschichte fasziniert:

Im Labor hat Jörg ein sogenanntes Densitometer. Alle paar Jahre wieder nimmt er damit die Film-Emulsionen seiner Film-Klassiker unter die Lupe. Zum Beispiel den Ilford HP5 oder auch den Kodak Gold oder den Kodak Portra. Dann fotografiert er einen Graukarton in Belichtungsserie und misst mit dem Densitometer die Lichtdurchlässigkeit des Neutralgraus auf dem jeweiligen Film.

Die Daten trägt Jörg in Excel-Listen ein und vergleicht seine Messergebnisse mit der DIN-Kurve des Filmherstellers für den jeweiligen Film. So kann er selbst herausfinden ob der Film sich nach DIN-Norm verhält oder die Emulsion der jeweiligen Produktcharge von der Norm abweicht.

Nach Jörgs Erzählungen ist das tatsächlich schon vorgekommen, ich selbst konnte einen kleinen Einblick in seine Messdaten erhaschen. Ist eine Abweichung Fall, kann Jörg seine Entwickler und Maschinen für die jeweilige Filmcharge anpassen um weiterhin best mögliche Ergebnisse zu erzielen.

Dadurch blickt er inzwischen nicht nur auf eine ordentliche Messdatenbank zurück, sondern hat auch bereits den Technikern der Filmherstellern selber mit dem ein oder anderen Ergebnis unter die Arme greifen können.

Spätestens hier bin ich mir sicher, dass diesen Mehraufwand kein Großlabor und nur noch die wenigsten Konkurrenzlabor überhaupt in Kauf nehmen.

Ich war, bin und werde davon auch weiterhin zu tiefsten beeindruckt sein. Irgendwann hat Jörg es in all der Romantik von analoger Fotografie geschafft, meinen winziges Nerdherz zu begeistern. Mit einem Densitometer. Einem Gerät von dessen Existenz ich nicht einmal geahnt habe 😉

Mein persönliches MeinFilmLab Fazit

Ich gebe offen zu, natürlich ist dieser kleine Erfahrungsbericht durch die Brille eines Analogfans geschrieben, der bereits seit Jahren bei MeinFilmLab entwickelt. Trotzdem kann ich euch nur den Tipp geben, wenn euch etwas an euren Filmen liegt, probiert es doch einfach mal aus. Schickt ein paar Filme in Richtung Hürtgenwald und vergleicht eure bisherigen Scans mit dem, was von Mein Film Lab zurückkommt. Ich für meinen Teil bin hochzufriedener Kunde und fühle mich nach meinem kleinen Ausflug ins Labor mehr als bestätigt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben und genau den richtigen Menschen meine Filme anzuvertrauen.

Mein Film Lab erleben beim hauseigenen Sommerfest

Wer sich selbst mal einen Eindruck verschaffen will, kann das übrigens einmal im Jahr beim Hauseigenen Sommerfest von Mein Film Lab tun. Zwar findet das nächste Sommerfest wohl erst 2024 wieder statt, dann wartet neben Workshops, Vorträgen und Führungen aber vor allem ein Wochenende voller Analogfotografie auf euch. Ich werde zusehen, dass ich es nächstes Jahr dann auch endlich mal schaffe 🙂

Was passiert eigentlich mit den Chemikalien

Kleine Notiz zum Ende: Ein Filmlabor ist ein Chemie-Betrieb. Habe ich mir vorher gedacht, mich aber nie weiter damit beschäftigt. So ein Betrieb steht allerdings unter genauer Beobachtung. Was mit Sicherheit auch richtig ist. Zum Beispiel vom Amt für Umweltschutz. Die Entsorgung der Chemikalien werden also jährlich geprüft und dokumentiert. Bei MeinFilmLab zum Beispiel kommt ein Sonder-Kurier von Fujifilm, der die Chemie-Reste abholt. Fujifilm filtern aus den Abfällen der Entwicklung die Silberrückstände heraus und verwertet diese weiter. All das wird ziemlich penibel dokumentiert und immer wieder geprüft.

Warum ich das hier so hervorhebe? Weil es zur Analogfotografie dazu gehört und ich mir selbst dazu viel zu wenig Gedanken gemacht habe, bis ich es jetzt Vorort gesehen habe und Jörg mich über die Auflagen aufgeklärt hat.

Lesenswertes drumherum

Florian Renz hat sich auf seinen Blog übrigens die Arbeit gemacht und seine Filmlab Erfahrungen niedergeschrieben. Zwar ist der Beitrag aus November 2021, allerdings macht ihn das nicht weniger lesenswert. Vielleicht lest ihr auch dort mal vorbei.

Jörg Bergs zu Gast im Chips & Champagner Podcast

Im November 2019 hatte ich Jörg Bergs bereits im Studio zu Gast. Damals haben wir auch über Mein Film Lab gesprochen und einen Podcast für Chips & Champagner aufgenommen. Ihr könnt ihn heute noch auf Spotify hören, falls ihr noch mehr über die Arbeit im Filmlabor erfahren wollt.

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Kommentare

2 Antworten zu „Ein Besuch bei MeinFilmLab – dem Filmlabor meines Vertrauens“

  1. Vielen Dank für den schönen Einblick in das Labor! Die Entwicklung des Unternehmens finde ich spannend, vielen Dank dafür! Dann kann ja jetzt der nächste Bildband kommen 😉

    Gruß Thomas

  2. Ein sehr lesenswerter Artikel, Ben. Vielen Dank dafür. Und natürlich auch dafür, dass Du meinen (schon älteren) Artikel zum Vergleich mehrerer Labs verlinkt hast 🙂 Viele Grüße aus Hamburg an den Rhein, Florian

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